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Führung am 04.12.2012 für das Theresianum Eisenstadt

Inhaltlicher Ausgangspunkt waren die Erzählung von abgründigen und mysteriösen Geschichten: Von eingemauerten Nonnen, Klosterkerkern unter der Erde, geheimnisvollen Zahlensymbolen im Dom zu St. Stephan oder was der Freitag de 13. für die Templer bedeutete.

Eine maßgebliche Persönlichkeit für den Dom war Rudolf IV. Obwohl er nur 7 Jahre regierte und mit 26 Jahren starb, gehen die Gestalt und die Bedeutung der Kirche auf ihn zurück. Er gilt als der eigentliche Begründer des Stephansdomes. Der Dom sollte die bedeutendste Kirche in seiner Herrschaft werden. Er ließ den Kolomanistein in die Kirche bringen, jener Stein der vom Blut des Hl. Koloman benetzt wurde. Die Berührung des Steines sollte den Segen des Heiligen auf den Gläubigen übertragen. Die Maße des Domes basieren auf heiligen Zahlen: der 1 für Gott, der 3, die göttliche Zahl und der 4. Das ist die irdische Zahl. 3 + 4 ergeben die 7 – Himmel und Erde zusammen, bilden die Welt. 7 Tage hat die Woche. Die 7 Sakramente. 3 x 4 ergibt die 12 – 12 Apostel, 12 Monate.

Nach so viel Heiligkeit ging es nun auf dem Weg der Büßer in die Blutgasse. Eine alte Sage weiß zu erzählen dass der Name der Gasse auf die Templer verweist. Die seien hier erschlagen worden und ihr Blut sei durch die Gasse geströmt. Die Ereignisse rund um das Ende des Templerordens wirken bis heute nach. Es gibt sogar Computerspiele die auf der Geschichte der Templer basieren. Spannend ist die Frage ob Freitag der 13. ein Unglückstag ist? Für die Templer schon – an einem Freitag den 13. wurde durch König Philipp IV. die Templer verhaften und der Inquisition überantworten. Das war der Anfang von deren Ende.

Nach so viel Blut ging es weiter zu fleischlichen Genüssen: An der Stelle des heutigen Franziskanerklosters befand sich das Haus der Hieronymiten, genannt das „Büßerinnenhaus“, eine aus Spenden errichtete Einrichtung, in welcher ehemalige Prostituierte Gelegenheit zur Resozialisierung und Rückkehr ins bürgerliche Leben erhielten. Den Damen durfte ihr Vorleben bei schwerer Strafe nicht vorgehalten werden. Welcher Gegensatz zur Stellung der Prostituierten heute!

In der nahe gelegen Rauhensteingasse befand sich ein Amtshaus, im Volksmund „Schergenhaus“ genannt – das Hauptgefängnis der Stadt. Die Gefängniszellen erstreckten sich unter die Nachbarhäuser hin; den Inhaftierten wurden eiserne Ringe um den Leib geschmiedet und schwere Ketten an die Füße gelegt. Dazu kam als fürchterliches Ritual die „peinliche Befragung“: Leugnete ein Verdächtiger im Verhör die ihm angelasteten Vergehen, wurde er in eine der Folterkammern gebracht und der „Freimann“ führte ihm zunächst ausführlich die Folterwerkzeuge vor. Die Folteropfer blieben sofern sie nicht hingerichtet wurden, ihr Leben lang Krüppel.

Am Neuen Markt steht das Kloster der Kapuziner, mit dem Grabgelege der Habsburger. Hier berichtet ein „Tatsachenbericht“ eines ehemaligen Kapuziners über unterirdische Gefängnisse für ungehorsame Patres. Diese würden dort für lange Zeit gefangen gehalten und vom Guardian mit Ochsensehnen geschlagen. Um seine Leben fürchten habe der Kapuziner diesen Bericht dem Kaiser Joseph II. übermittelt. Eine kaiserliche Kommission befreite die Gefangenen, die Verantwortlichen wurden bestraft. Am gleichen Tag wurden auch in anderen Männer- und Frauenklöster untersucht. Der „Whistleblower“ wurde dem Kaiser persönlich vorgestellt. Dieser ernannte ihn zum Professor an der Lemberger Hochschule. Eine spannende Geschichte.

Zum Ende in mehrfacher Hinsicht kamen wir in der Annagasse, Schauplatz einer gar grausamen Geschichte. Der Beginn ist noch freundlich: Ein junges Mädchen liebt einen jungen Burschen, aber fast wie bei Romeo und Julia sind die Väter verfeindet. Als der junge Mann beim Vater des Mädchens um deren Hand anhält, leistet dieser einen fürchterlichen Schwur: Ehe er seinen Segen gibt, will er:

  • seine Tochter vermauert sehen in einem Kloster
  • seinen einzigen Sohn zerschmettert zu seinen Füßen sehen
  • einsam, lieblos und gehasst von den Menschen in bitterer Reue verkommen

Alle dies bewahrheite sich.

Das Ende der Tour war erreicht, wir konnten aufatmen!